Handlungsableitungen aus der Philosophie für eine erfolgreiche Unternehmensführung

Buchrezension von: Dr. jur. Ursula Grooterhorst,
Mediatorin und Coach
Veröffentlichung in Stimmen der Zeit,
Zeitschrift für christliche Kultur,

Heft 10 / Oktober 2013, Seite 714

Philosophie und Führung von Dr. Helmut Geiselhart, Springer Gabler Verlag, Wiesbaden 2012Philosophie und FührungFragen und erkennen, planen und handeln, hoffen und Mensch seinvon Dr. Helmut Geiselhart, Springer Gabler Verlag, Wiesbaden 2012

Manager und Führungskräfte in Unternehmen können mit Hilfe der Philosophie ein Unternehmen erfolgreich führen. Helmut Geiselhart, internationaler Top-Management- Coach, wirft in einer Einführung zunächst die Frage nach dem „Wozu“ der Philosophie auf. Er sieht ihren Nutzen darin, „selber zu denken, Grenzsituationen des Lebens zu bestehen, Orientierung in Entscheidungssituationen zu bekommen und sich dem Erhabenen zu nähern, das als Quelle neuer Energie dient und gegen jegliche Alternativlosigkeit stärkt, so dass das ,Ich‘ seine Passivität überwindet und Verantwortung übernimmt“.

In vier Kapiteln untersucht der Autor die Fragen, die Kant an die Philosophie richtet (Was kann ich wissen? Wie muss ich handeln? Was darf ich hoffen? Was ist der Mensch?) im Hinblick auf die Hauptaufgaben von Führungskräften (Strategisches Denken, Organisieren und Führen, Unternehmenskultur fördern, Menschen beurteilen).

1. Das Wissen von Managern und Führungskräften entscheidet darüber, ob das darauf basierende Handeln die gewünschten Folgen herbeiführt. Mit Karl Poppers Philosophie des kritischen Rationalismus geht Geiselhart davon aus, dass wir nicht im Besitz der Wahrheit sind. Sich der Wahrheit anzunähern, geschieht durch Kommunikation, bereit zu sein für offene und ehrliche Auseinandersetzungen, kritisch und kritikfähig zu sein, um gemeinsam eine bessere Lösung zu finden. Aus der Philosophie des radikalen Konstruktivismus leitet Geiselhart ab, dass wir selbst die Wirklichkeit durch unser Denken, Sagen und Handeln konstruieren. Die Wirklichkeit ist davon abhängig ist, welche Bedeutung wir den einzelnen Dingen verleihen. Von dieser Sichtweise ausgehend werden Führungskräfte sich darüber klar, dass es keine objektiven Sachzwänge für ihr Handeln gibt, sondern dass ihr Handeln darauf beruht, welche Bedeutung sie dem geben, was sie wahrnehmen.

2. Bei der Frage, wie Führungskräfte handeln sollen, stützt Geiselhart sich zunächst auf die Aussage von Niklas Luhmann, dass die Organisation eines Unternehmens nur aus Kommunikation bestehe, ohne die es in seinem Bestand gefährdet sei. Voraussetzung dafür sei die ständige kritische Reflexion über sich selbst. Wenn Führungskräfte sich das Denken von Emmanuel Levinas zu eigen machen, steht nicht länger das Ich, sondern stehen Kunden und Mitarbeiter und gar Vorgesetzte im Mittelpunkt des Handelns. Mit Jacques Derrida lehnt Geiselhart es ab, in Hierarchien zu denken, da es dann nur eine richtige Meinung gebe und damit alles ausgeschlossen werde, was nicht in das System passt. Vielfalt soll zugelassen und nicht reduziert werden.

3. Anlass zu Hoffnung auf eine veränderte Zukunft kann nach Geiselhart nur eine neue Weltsicht geben. Hierbei bezieht er sich auf die Sicht der Welt von Pierre Teilhard de Chardin SJ. Danach hat die Evolution eine Richtung. Für Manager und Führungskräfte bedeutet dies, sich bewusst zu machen, dass sie mit ihrem alltäglichen Tun an der Evolution beteiligt sind. Durch mehr Kommunikation und mehr Verständigung können sie dazu beitragen, auf etwas Zukünftiges hinzuarbeiten, das ihnen schon jetzt die Kraft verleiht, die Gegenwart zu Besserem hin zu verändern.

4. Zu den wichtigen Entscheidungen, die Führungskräfte treffen müssen, gehören diejenigen, die Menschenkenntnis voraussetzen. Das erfordert vom Entscheider, die Frage nach sich selbst zu stellen. Um das Wesen des Menschen zu erkunden, schlägt Geiselhart einen großen Bogen, indem er unsere Gesellschaft zu diesem Thema beleuchtet, die Neurologie und anschließend die Philosophie befragt, das Neue Testament und die Psychoanalyse heranzieht. Stichworte wie „unbeschreibliche Vielfalt der Menschen“ und „Ehrfurcht vor den Menschen angesichts der Idee der Gottesebenbildlichkeit eines jeden Menschen“ fordern Manager und Führungskräfte auf, ihren Umgang mit Menschen zu reflektieren.

Im letzten Kapitel zeigt der Autor dem Leser, auf welche Art und Weise die Philosophie nicht nur mit logisch-rationalen Mitteln umgesetzt werden kann, sondern auch durch Kontemplation. Um Managern und Führungskräften auch diesen Weg zu erschließen, endet er mit einer genauen Beschreibung, wie Kontemplation angewendet werden kann. – Dieses Buch ist ein hilfreicher Leitfaden für Manager und Führungskräfte, da er die philosophischen Ansätze in ganz konkrete Handlungsvorschläge für das Tagesgeschäft des Managers umsetzt.

Dr. jur. Ursula Grooterhorst,
Business-Coaching

PDF Download: Stimmen der Zeit, Heft 10/2013, Seite 709-720

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