Wertemanagement in Unternehmen

Die Geistlichen Übungen des Ignatius von Loyola als Alternative zu fernöstlichen Praktiken im Unternehmensalltag

BKU-Journal 1-2/2016 | Wirtschaft N.E.U. denken
Ideen & Initiativen / Seite 16-17

unternehmen richten sich aus

Die aktuellen politischen wie auch ökologischen Krisen sind der Anlass dafür, dass auch Unternehmen sich spirituellen Praktiken zuwenden, um die Persönlichkeit der Mitarbeiter weiterzuentwickeln. Schließlich ist das wichtigste Instrument zur Führung im Unternehmen die Persönlichkeit des Mitarbeiters.

Das Heil der westlichen Welt scheint im Frieden und der Gelassenheit zu liegen, wie ihn der Buddhismus verspricht. Spirituelle Praktiken des Ostens sollen zu einem mindful Leadership führen und Missstände in Unternehmen beseitigen. Das Ziel ist das persönliche Glück der Mitarbeiter zum unternehmerischen Nutzen, damit neue Kreativität und Profitabilität entstehen können. Kann eine Anwendung von Techniken ohne inhaltliche Ausrichtung erfolgversprechend sein? Bedeutet nicht die bloße Anwendung von Techniken, ohne auf einen Sinn, auf ein Höheres, auf Gott oder auf ein DU ausgerichtet zu sein, eine bloße Technologie des Selbst? Ohne inhaltliche Ausrichtung führt eine Meditation als spirituelle Praxis in die Leere, in eine Gegenstandslosigkeit, ins Nichts. Sie würde den Menschen auf sich zurückwerfen, ihn in eine Verlassenheit hineinführen. In einer solchen Situation würde er sich nicht weiter entwickeln können; sie würde Angst erzeugen und kein Leben, keine Kreativität hervorbringen.

manager fotografiert ein selfie

Der Mensch wäre isoliert. Letztlich führt ein solches Leer-Werden, ohne sich auszurichten, zu einer Ichbezogenheit. Eine Fortentwicklung des Menschen, indem er sich mit sich selbst beschäftigt, Lösungen in sich selbst sucht, sich selbst zum Maßstab nimmt und als Quelle der Möglichkeiten sieht, ist nicht denkbar.

Wenn es in der unternehmerischen Verantwortung liegt, für das Wohl der Mitarbeiter zu sorgen, Leid, das durch den Arbeitsplatz verursacht wird, zu vermeiden und zur Verfolgung von Unternehmenszielen verantwortungsvolle Entscheidungen der Mitarbeiter zu fördern, dann gibt es aus der europäischen christlichen Tradition die Möglichkeit der Meditation, wie sie von Ignatius von Loyola als gewinnbringend für das Leben bezeichnet worden ist. Es ist eine Meditation innerhalb von „Geistlichen Übungen“, die eine inhaltliche Ausrichtung haben. Die Frage des „Sich Ausrichtens“ ist für die Geistlichen Übungen elementar.

„Sich ausrichten“ bedeutet, spirituell zu sein, d.h. den „Spiritus“ (= den Geist), einen Wind, ein Wehen und Hauchen, eine Kraft, die das Leben bewegt, in sich zuzulassen, sie zu erkennen und sich von ihr bestimmen zu lassen. Das Leben danach zu gestalten. Das erfordert ein Hören, Spüren, Schauen, Hinblicken, die Wirklichkeit wahrnehmen.

 deckblatt exercitia_spiritualia„Sich ausrichten“ heißt, dem Leben eine Richtung zu geben, und zwar eine Richtung auf etwas hin und von sich selbst weg; ein Sich-Befreien von der Ich-Verschlossenheit. Die reine Selbstbezogenheit tritt zurück hinter eine Weltsicht, die einer höheren Intelligenz, einem göttlichen Geist und einem Eins sein die Steuerungsrolle im Leben zuspricht, ohne dass die Eigenverantwortung für das Handeln aufgegeben wird. Ein „Sich Ausrichten“ ist ein dialogischer Weg, d.h. der Mensch begibt sich in einen inneren Dialog mit seinem Ziel, das für ihn die Erfüllung seines Lebens darstellt, das ihm Sinn verleiht. Um diesen Dialog führen zu können, bedarf es eines Innehaltens und eines Stillwerdens. Das setzt ein Leerwerden in dem Sinne voraus, dass der Mensch sich von allen Abhängigkeiten befreien muss, um in den Dialog zu seinem Ziel treten zu können. Das ist ein Leerwerden, um dem Sinn Raum zu geben. Ignatius von Loyola hat die Geistlichen Übungen in seiner Zeit aus christlicher Sicht konzipiert. Er hat sich auf Gott hin ausgerichtet. „Der Mensch ist dazu geschaffen, Gott zu loben“. Wenn man die verschiedenen Elemente der Geistlichen Übungen betrachtet, so können sie auch von Andersgläubigen und Nichtgläubigen fruchtbar gemacht werden.

Die Autorin:
Dr. jur. Ursula Grooterhorst,
Business-Coaching

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Ideen & Initiativen / Seite 16-17

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